Passivität überrascht Kovac: "Kenne ich von den Jungs nicht"

Einen fußballerischen Leckerbissen bot Borussia Dortmund seinen Fans in Augsburg nicht. Trotzdem waren die Protagonisten weitgehend zufrieden, weil sie einmal mehr eine in dieser Saison dazugewonnene Tugend unter Beweis gestellt hatten.
War trotz der behäbigen Leistung mit Ball zufrieden: Niko Kovac. IMAGO/kolbert-press
Spektakel und Dortmund? Das passt in dieser Bundesliga-Saison nur selten zusammen. Ein weiterer Beleg dafür war das Freitagabendspiel in Augsburg. Statt spielerischer Höhepunkte dominierten "viel Kampf und Krampf" das Geschehen. Doch das war den Schwarz-Gelben nach kräftezehrenden Wochen ziemlich egal. Denn sie flogen durch das in der Entstehung glückliche Tor von Serhou Guirassy mit drei Punkten im Gepäck in die Heimat. "Wir kommen aus englischen Wochen, da sind solche drei Punkte enorm wichtig", erklärte Pascal Groß am Sky-Mikrofon.
Dies habe sein Team im letzten Jahr eben noch nicht geschafft. Der Grund für die Weiterentwicklung in diesem Bereich wird alleine schon mit einem Blick auf die Statistik deutlich: Der BVB blieb in sechs der bisherigen neun Ligaspielen ohne Gegentor - es ist der Top-Wert in den Top-5-Ligen gemeinsam mit Arsenal. "Das ist der Schlüssel in dieser Saison", so Gregor Kobel. Vor allem die "sehr, sehr gute Teamchemie" sei für die starke Defensivarbeit verantwortlich.
Kein Dortmunder ist sich für die Rückwärtsbewegung zu schade. Sinnbildlich dafür standen Maximilian Beier, der als gelernter Stürmer seine Defensivarbeit als linker Schienenspieler zu keinem Zeitpunkt vernachlässigte, und Jobe Bellinghams Rettungstat rund 20 Minuten vor dem Ende. Der Joker sprintete in der 71. Minute zur Fünferlinie zurück und warf sich gerade noch rechtzeitig in Elvis Rexhbecajs Schuss. "Überragend", sagte Groß beim Anschauen dieser Szene.
Generell hat sich Bellingham in den letzten Wochen weiterentwickelt, die Geschwindigkeit des Fortschritts überrascht Niko Kovac allerdings. "Wir bauen ihn langsam auf: Ich glaube, es ist sogar schneller, als ich es mir selbst vorgestellt habe, weil der Junge viel Qualität hat", erläuterte der BVB-Trainer.
Wir haben zu viele leichte Fehlpässe gespielt.
Trotz aller Zufriedenheit über die Defensivarbeit legte Kovac aufgrund des Spiels mit Ball aber auch noch den Finger in die Wunde. Der BVB agierte schlichtweg zu behäbig, um mehr Torgefahr auszustrahlen. "Da muss sich vieles verbessern. Wir haben zu viele leichte Fehlpässe gespielt. Wir sind nicht aktiv mit dem Ball. Das heißt: Wir sind mehr oder weniger zu passiv, das kenne ich gar nicht von den Jungs", so Kovac. Obwohl ihm bewusst ist, dass diese "besondere Situation besondere Maßnahmen" erfordert, müssen die Borussen in diesem Punkt bis Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) deutlich zulegen. Denn ein praktisch geschenktes Tor wie in Augsburg wird Manchester City ihnen wohl nicht ermöglichen.
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